Das gilt auch für den 1799 von einem Rajputenfürsten erbauten Hawa Mahal (Palast der Winde). Wie könnte es auch anders sein, das fünfstöckige Gebäude besteht dieses Mal aus rotem und rosa Sandstein und erweiterte den nur für Frauen zugänglichen Teil des Stadtpalastes. Er diente einzig und allein dazu, den Haremsdamen den Ausblick auf das Treiben auf der Strasse zu ermöglichen, ohne selber gesehen zu werden. Dafür hätte doch auch ein Vorhang gereicht. Und da soll noch einer sagen, Jaipur sei für Textilien bekannt. Da es im Palast so heiss zu und her ging, enthält die Fassade 953 kleine vergitterte Fenster, welche eine ständige Luftzirkulation gewährleisten.
Gegenüber, auf der anderen Strassenseite wollten uns einige Schlangenbeschwörer einen Bären aufbinden, indem sie Kobras wie hypnotisiert tanzen liessen. Ich habe mich noch gefragt, wieso die Schlangen zu solch falschen Flötentönen tanzen. Bewundernswert, denn ich würde nicht mal tanzen, wenn die Töne stimmen würden.
In Tat und Wahrheit werden die Schlangen beim Öffnen des Korbes vom einfallenden Tageslicht geblendet und fixieren das erste sich bewegende Objekt, meistens die Flöte oder der Schlangenbeschwörer. Um das Konkurrenzverhalten zu provozieren, wird der Flöte eine der Kobra ähnliche Form gegeben, indem ein bemalter Flaschenkürbis, der dem gespreizten Hals einer Kobra gleicht, eingearbeitet wird. Ein Fellbüschel am Ende der Flöte im Beutespektrum der Schlange stimuliert zusätzlich das Jagdverhalten. Alle diese Mittel führen zu einer Überreizung der scharfen Sinne der Kobra. Da sie nicht weiss, welchem Bedürfnis sie zuerst folgen soll, verharrt die Schlange über längere Zeit in einer Art "Tanz". Und übrigens, Kobras können die Flötenmusik gar nicht hören und die Gitfzähne wurden den Tieren auch entfernt.
Amber Fort liegt einige Kilometer ausserhalb von Jaipur. Der heutige Palast wurde 1592 von Raja Man Singh, einem vertrauten General Akbars, über die Überreste eines früheren Bauwerks gebaut. Amber Fort war früher ein Palastkomplex innerhalb des ursprünglichen Amber Forts, das heute unter dem Namen Jaigarh Fort bekannt ist.
Was sehnlichst erwartet wurde wird nun Tatsache: Akbar der Grosse verschwindet wieder aus meinem Blog und wird sich in einer Oase in der Wüste von Rajasthan endgültig zur Ruhe legen.
Verbunden mit Amber Fort über befestigte Übergänge liegt Jaigarh Fort zuoberst auf einem Hügel oberhalb des Amber Komplexes. Die Burg war Zentrum der Artillerieproduktion der Rajputs und beheimatet die grösste Kanone auf Rädern der Welt, die Jaivana. Jaigarh Fort soll für nachfolgende Könige und Fürsten auch als Schatzkammer gedient haben.
Die dritte Burg im Bunde, Nahargarh Fort, steht auf den Aravalli Hills über den Dächern von Jaipur und bildete mit Amber Fort und Jaigarh Fort einen starken Verteidigungsring für Jaipur. Die Burg wurde 1734 erbaut und liegt teilweise in Trümmern. Innerhalb der Burg gibt es verschiedene Gebäude, darunter der zweistöckige Hauptpalast Madhavendra Bhavan, welcher durch Korridore verbundene Appartements für die neun Gemahlinnen des Maharajas enthält. Wir erhielten zum ersten Mal eine richtig kompetente Führung durch den Palast, da Vijay, der aus Jaipur stammt, gegen Bezahlung seinen Musterschüler ranliess und sich seinem Schweisstuch widmete.
Am Nachmittag besuchten wir mehrere Handwerksbetriebe. So konnten wir endlich mal live erleben, wie diese tollen Tücher bedruckt werden, deren Farbe sich beim ersten Mal Waschen in Luft - oder besser - in Wasser auflöst. Oder dann der Juwelier, der Ketten und Ringe für jedes Körperteil und Steine in allen Farben verkauft und sich in Handlesen und anderem Hokuspokus betätigt. Und zu guter Letzt noch der weit gereiste Maler, welcher alle unsere Namen auf einem winzigen Reiskorn verewigte.
Nach einer Spritzfahrt mit einer Fahrrad-Rickshaw am Abend gönnten wir uns entgegen der traditionellen indischen Küche einen frischen Garden Salad im Pizza Hut. Und damit meine ich einen Salat mit Italian Dressing, nicht in Scheiben geschnittene Zwiebeln, Gurken, Karotten und Tomaten mit Zitronensaft. Das ist alles, woran ich mich noch erinnern kann.
Dickhäuter ohne Weisshäuter | |
Spieglein, Spieglein an der Wand | |
The generation gap | Jaivana |